· 

21.Dezember, Freitag

 

 

Der große Tag ist gekommen: Gereon und Daniel heiraten!

 

Lars trägt seinen neuen Anzug und fühlt sich gleichzeitig fremd und wie neu. Alice ist von seiner ungewohnten Erscheinung jedenfalls sehr angetan.

 

Heute geht es ihr großartig. Nach dem Aufwachen lag sie noch eine Zeit im Bett, lauschte Lars´ und Nikolausis Atem (obwohl Niko eigentlich immer in seinem Körbchen schlafen sollte) und fühlte sich ganz ruhig, befreit und erfüllt.

 

Nun, die Erfüllung wird, wenn, hoffentlich, alles gut verläuft, noch weiter wachsen und gedeihen.

 

Bella ist ebenfalls im Standesamt. Sie trägt eines ihrer glitzernden Halsbänder, während die Putzhilfe daheim über ihre Welpis wacht.

 

Die Ansprache des Standesbeamten geht allen zu Herzen, alle sind gerührt, trotzdem gibt es auch Schmunzelmomente. In Alice steckt auch noch ein weiteres kleines Stückchen Wehmut. Wie gern würde sie da vorne am Tisch einmal als Braut sitzen, mit Lars den Bund fürs Leben schließen, wie es so schön heißt. 

 

Auch die anschließende Feier ist rundum schön und passt auch wunderbar ins vorweihnachtliche Gefüge.

 

Daniel und Gereon sind im siebten Himmel! Endlich sind sie ein Ehepaar, der Weg dahin war lang und manchmal steinig – in jeder Hinsicht.

 

 

 

Steffen hat sich den Tag und auch für morgen freigenommen, als Selbstständiger ist er da, sofern seine Kunden nicht gerade drängeln und quengeln, einigermaßen flexibel. Er spaziert mit Christine in Oberkassel am Rhein entlang. Das Gespräch fällt ihm schwer.

 

„Ich hab mich in dich verliebt, Christine“, sagt er gerade. Aber Christine spürt, dass nun trotzdem kein Grund zur Freude besteht.

 

„Aber ich kann nicht tiefer gehen. Ich habe eine Familie, meine Frau, ich kann und will sie nicht verlassen, nicht verlieren. Es tut mir so unendlich leid.“ Er bleibt stehen. „Ich hätte mich auf nichts einlassen dürfen…aber es ist eben einfach so passiert. Das ist immer so eine blöde Phrase! Ich hasse das!“

 

Sie sieht ihn an, mit Tränen in den Augen. Au Mann, das geht ihm so nah, es tut ihm weh, es tut ihm so schrecklich leid, für sie, für ihn, für sie beide. Hätte, hätte, wenn und wäre… manchmal ist es zu spät, manchmal passt der Zeitpunkt eben absolut nicht zu den Gefühlen oder zur  Situation oder beides oder alles. Was für ein Wirrwarr.

 

„Ich verstehe dich“, sagt Christine tapfer. Er nimmt sie in den Arm. Lange stehen sie so da, die Schiffe gleiten vorüber, endlich führt der Fluss wieder mehr Wasser, nach dem endlos langen und trockenen Sommer.

 

Und Amor flattert über ihnen, die kleinen Flügelchen schlagend, und hat den Anflug eines schlechten Gewissens. Aber nur einen Anflug. Dann zuckt er seine schmalen Puttenschülterchen und fliegt von dannen, um anderswo (Un-)Heil zu stiften.

 

 

 

 Photo by Alex Iby on Unsplash

 

 

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0