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Treffen sich vier Frauen…

 

 

 

 

… im Freibad. Nennen wir sie A, B, C und - genau, Y.

 

 

Als Y anderthalb Stunden vor der Schließung den vollen Eintrittspreis bezahlt habend das Bad betritt, befinden sich A, B und C bereits seit längerem auf einer Sonnenliege (A) respektive auf einer -decke. Mit im Bunde ist noch eine unsichtbare Person: Das Klischee. Die Sonne lacht vom Himmel, der Sonnenschirm ist gestreift, das neue schwarze Kleid von Y wechselt nach einem kurzen Catwalk von B über das leicht plattgelegene Freibadgras von Freundin zu Freundin.

 

„Habe ich mir eben in so `ner Billo Budike in MG gekauft, weil das bei den Temperaturen so schön luftig ist.“ Y schlürft durch einen ökologisch unkorrekten Plastetrinkhalm den freundlicherweise angebotenen pinki Prosecco aus der rosa (Pfand-!) Dose.

 

„If hab aber fon nach einer halben Ftunde überlegt, ob ef nicht ein Fehlkauf war und wem von euf ef paffen könnte. (Ja, es gibt auch Cracker, Dips und Käsewürfel).

 

Kleider

 

„Und was ziehst du gleich an?“, will A wissen

 

Y: „Hab noch ein gelbes gekauft, das hier!“ A ist interessiert, Y erklärt minutiös den Standort des Geschäftes, Preise, klimatisierte Innentemperatur, Aszendent der Verkäuferin, beschreibt weitere Artikel usw.

 

A: „Ich brauche noch ein Kleid für den Urlaub.“

 

B: „Hast du nicht schon genug Kleider?“

 

A: „Naaaeinn, für den Urlaub nicht.“

 

B: „Ahso.“

 

Y will nun zum eigentlichen Zweck des Freibadbesuchs übergehen und begibt sich ins Wasser, begleitet von A. Dort werden inmitten Bahnen ziehender Ü40er und pheromonisierter Testosteroniker zwischen knospenden Lolitas the latest news über Beerdigungen, Liebe und all den lebensbestimmenden Kleinkram ausgetauscht. Später folgt B und stellt fest, dass sie und Y in 30 (!) Jahren Freundschaft nicht einmal gemeinsam im Freibad gewesen sind. Hamma! Darauf später noch ein Seccochen. Back to the Sonnendeck geht das Gespräch weiter und streift verwelkende Tattoos auf älter werdender Haut, passende Bikinitops für unpassende Größen oder umgekehrt und dann ziehen sich alle an, denn man ist ja noch zum Essen mit zwei weiteren Freundinnen, nennen wir sie V und W, zum Essen verabredet.

 

Sagt C: „Ich ziehe jetzt A´s Rock an, den ich zuletzt auf dem Trödel gekauft habe.“

 

A: „Ja, lustig, ich wusste gar nichts davon, weil ich genau in der Zeit nicht am Stand war.“

 

C: „Ich trag ja nie Röcke. Hab übrigens ZWEI von A gekauft.“

 

Y: „Ahso.“ Prosecco wird endgültig geleert.

 

A weiter: „Ich trage auch nie Röcke, aber ich hab total viele.“

 

Y: „Mhm.“

 

B: Grinst.

 

A: „Ich wollte auch noch mal in die Stadt nach einem neuen Rock kucken. Und nach einem Bikini.“

 

Y: Macht große Augen.

 

A: „Jedenfalls sind die Röcke auch was ganz Besonderes, nichts von der Stange, sondern DIY auf dem Greta Markt gekauft.“

 

C: „Jaaa, deshalb gefielen die mir wahrscheinlich auch so gut, obwohl ich ja immer nur Jeans trage. Seit ewigen Zeiten nur Jeans und immer dieselbe Form, obwohl ich Hosendesignerin bin.“

 

Dann wird noch über eine abwesende Bekannte gesprochen, die kürzlich einen Stangenverkauf ihrer Garderobe (Gr. 34-40) im privaten Rahmen mit Prosecco verkaufte. Teilweise noch mit Zettelchen dran, teilweise doppelt vorhanden. Na ja, sie arbeitete in der Textilbranche.

 

Y: „Und wieso hast du jetzt die Röcke von A gekauft wo du doch der Jeanstyp bist?“

 

C: „Och die gefielen mir und ich dachte mir: `Haben ist besser als wollen.`

 

Y: „ Ahso.“

 

Kaugummi

 

 

Auf dem Weg zum Ausgang tritt A in ein Kaugummi und flucht: „Das ist jetzt schon das zweite Paar Birkenstocks, mit dem ich in Kaugummi trete! Sauerei!“

 

Bademeister: „Wenn das unser einziges Problem hier wäre…“

 

Im Restaurant dreht sich das Gespräch zusammen mit V und W noch um Exfreunde, einen (angeblich?) dicker gewordenen Hintern und den daran getragenen lila Schlüpper, der am Ende doch nur ein schwarzes Bikinihöschen ist. Hauptsache, die Mangoschorle korrespondiert mit V`s gelbem T-Shirt.

 

Am nächsten Tag gibt es in der Whatsapp-Gruppe noch interessante Neuigkeiten von Freundin - nennen wir Sie J- ihrem Schlüppi und Mücken, denen die Farbe desselben wohl herzlich egal ist und die einfach nur eine Gelegenheit unter dem Rock fanden, kostbares Blut zu saugen. Kritisch, wenn in der Schlüppiregion juckende Stiche vorkommen.

 

 

Kwintessenz

 

 

Ich glaube nicht, dass sich Jungs über solche Themen unterhalten, schon gar nicht die Ü-50iger.

 

Deshalb bin ich ganz gerne weiblich. Das hat bisweilen einen hohen Unterhaltungswert.

 

Scheiß auf Logik und Zurückhaltung.

 

Und Freibadmädelstreffen ist auch toll. Wie früher. Als man noch jünger war als die feschen Bademeister. Jetzt ist man zu alt. Irgendwas ist immer. Vor allem, wenn sich vier Frauen treffen.

 

 

 

 

 

 Photo: Unsplash/ Lavi Perchik

 

 

 

 

 

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