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Tage des Donners

 

 

 

 

 

 

Wer hat eigentlich diesen merkwürdigen Donnerstag ins Leben gerufen? Keinen speziellen, sondern alle, die da waren und noch kommen mögen. Schon öfters ist mir aufgefallen, dass dieser Tag selten etwas Spannendes in petto hat. Liegt es daran, wie er innerhalb der Woche gelegen ist? Er ist kein gefürchteter Wochenbeginn wie sein Kollege Montag, nicht so neutral und unschuldig-nett wie er Dienstag, den man besser als den Montag übersteht, weil das Wochenendtief besiegt und der Start in die Arbeits- und Alltagswoche leidlich gelungen sind. Als direkter Nachbar des Mittwochs ist er vielleicht auch ein wenig neidisch auf dessen zentralen Platz. Bestimmt aber hat er Komplexe seinem anderen Nachbarn gegenüber, dem THANKGODITSTFRIDAY!! In seiner Übermacht drückt er den armen unscheinbaren Tag des Donners doch ganz schön nach unten. Oder hörte man jemals den Stoßseufzer: Gott sei Dank ist Donnerstag?

 

Hm? Ich hör nix!

 

Ausgehend davon, dass Gott die Welt, Adam, dessen Rippengeschöpf und lecker Bierchen erschaffen hat, muss man annehmen, dass er praktischerweise die Wochentage direkt dazu erfand. Immerhin hatte er sich selbst das Ziel der

 

Siebentagewoche gesteckt. Ich glaube ja, am Donnerstag ging ihm ein wenig die kreative Puste aus. Im Prinzip war die Planung klar, die Durchführung fast beendet. Aber er ist aus der Siebentage-Nummer nicht mehr rausgekommen. Und so hat er zwar ordentlich und lautstark  gegrollt (deshalb die Idee mit dem DONNER), diesen nichtssagenden Tag aber sozusagen als Appendix der Woche einfach mal so sein lassen, wie er ist. Mal Hand aufs Herz: Wer hat donnerstags heiße Dates? Wer beginnt an einem Donnerstag mit einem ultrawichtigen Projekt? Wer will bitteschön donnerstags heiraten?

 

So etwas erledigt man freitags oder samstags. Der Donnerstag ist oft unglaublich zäh. Öde. Noch läuft der Alltag, man kann das Wochenende zwar riechen, aber es fehlen einfach noch diese 24 Stunden zum Glück. Der Donnerstag trägt kein Partyoutfit, so wie Freitag und Samstag es vielleicht tun. Der Donnerstag hat Durchschnittsklamotten an. An ganzen schlimmen Ausgaben dieses Tages trägt er beige Busfahrerblousons. An diesem Tag gibt es keine Familienradtour mit Picknick (außer, ja außer vielleicht in den Ferien, wenn die Unterteilung in Wochentage nicht von so großem Belang ist, wenn die Zeit auf schönste Art zerfasert). Solche Dinge sind für Samstage und Sonntage reserviert. Der Donnerstag riecht nach Erledigungen, endlosem Anstehen an der Supermarktkasse und nach Sachen-aus-der-Reinigung holen oder nach das Kind hat noch `nen Kontrolltermin beim Kieferorthopäden. Wobei der SONNTAG auch so ein komischer Typ sein kann. Ist er doch gerne mal verregnet und redete - zumindest in meiner Kindheit - jedem ein, man dürfe sich nicht verabreden. Also zieht er mit seinem milchigen, bleischweren Schleier über die Menschheit, und bietet dieser zwar einen Puffer zum schrecklichen Montagmorgen und die Gelegenheit, auszuschlafen (Säuglingseltern und Weekend-Worker ausgenommen). Aber, was hat er sonst im Angebot? Fast noch weniger als der Donnerstag. Es sei denn, man trifft sich mit netten Freunden zum Grillen und Chillen, egal, bei welchem Wetter. Oder, je nach Jahreszeit differierend, zum Advents-Strip-Poker. Aber nicht zu lange und ausufernd, schließlich muss man über den Montag bis zum Dienstag kommen, ohne am Arbeitsplatz durch Narkolepsie aufzufallen. Dann noch die Leitersprosse zum Mittwoch erklommen… und sich wünschen, ein einziger Hüpfer führte einen zum sexy Freitag. Aber in Wahrheit klafft dort eine so große Lücke, dass man den Donnerstag auf jeden Fall als Zwischenstufe betreten MUSS. Doch bald haben wir´s ja mal wieder geschafft. Ich kuck schon mal vorsichtig nach, was der Freitag sich zum Anziehen herausgelegt hat.

 

 

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