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Cura Pastoralis

 

Cura Pastoralis

 

Seit einiger Zeit und aus immer neuen Anlässen geht mir dieses Wort durch den Kopf: Seelsorge. Es hat mit Sorgen zu tun. Jemanden treibt eine Sorge um oder gleich mehrere und dann tut es gut, wenn sich jemand darum kümmert, sorgt, wenn da einer oder eine ist, der oder die tröstet, begleitet, sich um die verletzte, gestresste, trauernde Seele kümmert. Paraklese heißt das auf griechisch. Klingt so paranormal, aber auch spannend, oder?

 

 

Wenn ich an Seelsorge denke, dann meine ich keinen Besuch bei einem in die Jahre gekommenen Geistlichen, der einem weltfremde, mit Bibelzitaten gespickte und salbungsvolle lebensferne oder offensichtliche Tipps gibt. Das finde ich nämlich in etwa so spitze und sinnvoll wie Wadentattoos.

 

 

Mir fällt als erstes Ruhe ein. Ein stilles Zimmer mit Blick in einen kleinen Garten, in welchen trotz des garstigen Wetters doch ein Sonnenstrählchen hineinlugt und gerade etwas zu blühen beginnt. Auf dem Tisch im Zimmer brennt vielleicht ein Teelicht in einem Stövchen, das einen duftenden Tee warmhält. Und dann sitzt da jemand bei mir, die oder der erst einmal zuhört. Mir die Box mit den Papiertaschentüchern reicht, wenn sich die Seele endlich Luft machen, sich auskotzen darf, die Tränen fließen und ich endlich loslassen kann.

 

 

Der Körper ist oft übersäuert, dann soll man ihm angeblich basische Mineralstoffe zuführen. Ich frage mich, ob man auch der Seele basische Irgendwassens füttern sollte, damit da der PH-Wert oder was auch immer ins Gleichgewicht kommt? Das wäre ja mal praktisch. Ist Seelsorge so etwas? Das ruhige Zimmer, der Mensch der zuhört, das Händchen hält, still umarmt, Zeit lässt, Zeit hat. Und sich nicht daran stört, wenn ich im Benjamin-Blümchen-Dezibelbereich ins Zellstofftuch tröte und rotze. Sind all das Zutaten für die basischen Seelenmineralstoffe?

 

 

Sind es Worte, die Balsam sind für die Seele? Seelenverwandte/r. Seele baumeln lassen – so wie ich einst die Füße vom Steg aus am Starnberger See? Seele streicheln. Wie das geht? Mit guten Worten, Farben, Musik, Stille.

 

Oder doch etwas Religiöses:,, …aber sprich nur ein Wort, so wird meine Seele gesund.“

 

Oder: ,, Der Herr weidet mich auf einer grünen Aue, mir soll kein Mangel herrschen.“ Oder schöne Gedichte und Aphorismen, Kalendersprüche und Zitate.

Manchmal hilft nix, manchmal nur eines davon, manchmal kann man sich selbst gut zureden oder sich selbst erst und endlich mal wieder zuhören, doch vorher gilt es, erst einmal in sich hineinzuhorchen. Verdammt lang her, dass das geschehen ist? Warum eigentlich? Keine Zeit, keinen Bock, stattdessen Angst haben und lieber in den Eskapismus stürzen?

 

 

Körperlich kann auch etwas fürs Seelchen getan werden. Ich bin davon überzeugt, dass die brasilianische Masseurin, die ich von Zeit zu Zeit aufsuche, von Gott, von der Göttin, dem Universum oder einer anderen Himmelsorganisation gesandt wurde. Sie hat es geschafft, dass mein Brustkorb sich einen Spalt öffnet und endlich wieder ein Lichtstrahl hineingefallen ist. Sie hat es fertiggebracht, mein Herz, das voller Kummer war und noch ist, wieder ein bisschen aufblühen zu lassen. Da ist irgendetwas geschehen, das spirituell, magisch oder von mir auch placebo-ig war, ganz egal, es hat GEWIRKT. Klingt cheesy, is`aber so und wenn`s läuft, nicht groß nachfragen oder dran fummeln.

 

Einst wurde mir gesagt, ich besäße eine schöne Seele.

Vielleicht muss sie regelmäßig ins Wellnesshotel?

 

Sicher ist: Buchen muss ich den Aufenthalt  höchstselbst.            

 

©Sandra Windges  

Foto von Alexander Grey auf Unsplash

 

 

 

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